von Andrea Jacob
Das Beisein beim spielenden Kind schenkt Regeneration, tiefen Einblick in die Entwicklung, fördert das Familienglück und renkt alle Erziehungsprobleme mit der Zeit wieder ein. Gutes Spielmaterial und risikoarme Umgebung sorgen für Entspannung, Interesse und gemeinsame Spielfreude.
Die Schlüssel, die helfen, eine junge Familie in sich zu harmonisieren, zu stärken und zu beglücken, sind ganz einfach: Verbringen Sie täglich ein wenig Zeit in ungeteilter Aufmerksamkeit mit Ihrem spielenden Kind. Sie erleben Ruhe, eine selige Spielfreude, spannende Spiel-Momente und eine erfüllende Glückseligkeit, die sich auf die ganze Familie überträgt und Ihnen allen zur Ruhe kommen und regenerieren hilft.
Faszinierende Kletterei der ganz Kleinen
Der Bewegungs-Spielraum auf dem Daxenmarkt der Biberkor Montessori Schule am 19.11.2022 im Starnberger Land hat es wieder einmal gezeigt. Das in landschaftlicher Idylle gelegene Areal umfasst eine Krippe, einen Kindergarten, eine Grundschule, eine Mittel-und Hauptschule und ein Gymnasium. Über den ganzen Tag verteilt besuchten 70 bis 80 Familien den Bewegungsspielraum. Nachdem sie Adventskränze einkauften, auf dem Kunsthandwerker Weihnachtsmarkt oder in der Second-Hand-Markt fündig wurden, wurde der Spielraum besucht. Auch in der Weihnachtsengel-Werkstatt konnten die Kinder verschiedenes basteln oder eben im Spielraum für Bewegung neue Kletterkunststücke erproben. Hier wurde wieder einmal die hohe pädagogische Kunst, die in dem Klettermaterial steckt, offenbar. Trotz vieler Besucher im Bewegungsspielraum ist eine heitere Ruhe und Aufmerksamkeit zu spüren.
Zwei Jahre hatte der Spielraum wegen Corona nicht stattfinden können. Nun wurden neue Hygiene Maßnahmen wegen Corona und Impf-Shedding aufgestellt: Bitte mit Anzeichen eines Infekts dem Spielraum fernbleiben. Bitte halten Sie Abstand und vermeiden Sie Tröpfcheninfektion durch Anniesen, Anhusten, nahen Gesichtskontakt. Nur mit sauberen Händen den Spielraum betreten. (Kein Essen, kein Speichel) Bitte Speichel der Babys am Boden aufwischen und Kleinspielsachen nach dem Spiel abwischen und austauschen. Größere Kinder vom langen „Köpfe zusammenstecken“ abhalten und sie liebevoll aufmerksam machen. Wir bitten Sie auf Masken zu verzichten. Die Kinder brauchen noch mehr als Sie Sauerstoff, niedrige Kohlendioxid und -monoxid Belastung im Körper. Kinder sind für ihre intakte seelische, geistige und Sprach-Entwicklung auf Gesichtsmimik und Aussprache angewiesen.
Die Hygienemaßnahmen wurden gerne angenommen und eingehalten. Auf diese Weise konnte der Sicherheit und der natürlichen Spielfreude gleichermaßen Rechnung getragen werden.
Spielregeln, vorbereitete Umgebung, Klettermaterial vom pädagogischen Profi und gute Begleitung garantieren sicheren Kletterspaß
Die Spielregeln lauten: 1. Wir klettern mit beiden Händen. 2. Wir stören die anderen nicht beim Klettern. 3. Diese Regel gilt für die Eltern und Begleiter: Wir sichern unsere Kinder um den Rumpf oder am Rücken. Wir führen nicht an der Hand, - aus Sicherheitsgründen. Denn die Sicherheit ist groß geschrieben. Hier sind alle akrobatischen Klettereinheiten so tief gelegt, dass kein kindliches Sprunggelenk ernstlich gestaucht werden kann.
Die Umgebung ist sicher gemacht; keine verschluckbaren Kleinteile, keine gefährlichen oder leicht zerbrechlichen Materialien befinden sich im Raum. Die Areale in denen verschiedene Sachen gebraucht werden sind klar abgesteckt. Das Klettermaterial ist sicher, aber nicht zum unkontrollierten Krafteinsatz zu gebrauchen. Die Folge ist, dass die Kinder etwas behutsamer vorgehen und nicht unkontrolliert und gedankenlos losstürmen. Die Eltern und Betreuer sind nah und leisten Hilfestellung, wobei die beiden Hände der Kinder zum sich Festhalten und sich Sichern freibleiben.
Die Schlüssel zum Familienglück - Stressfaktoren runter - lebendige Gegenwart rauf
Die Heiterkeit und ruhige Aufmerksamkeit der Kinder beim Klettern scheint im ersten Moment faszinierend und wie ein kleines Wunder. Kennt doch jedes Elternteil die Momente in der Erziehungsarbeit mit Kindern, in denen ein gewisser Stresspegel wie Termindruck und die ständigen Belehrungen oder Eingriffe anstrengend werden. Die Kinder werden unruhig und stellen Sachen an, die ihnen schon hundertmal anders erklärt wurden. Türen werden geöffnet, Schalter gedreht. Oder Gegenstände gelangen in die Hand der Kinder, die dort nur kurz unter Aufsicht oder gar nichts verloren haben.
So erscheinen den Eltern oft wertvolle Stunden der Zweisamkeit mit den Kindern wie halbe Ewigkeiten, nach denen man erschöpft auf die Couch fällt. Auch, wenn eine Oma oder ein regelmäßiger Babysitter immer eine segensreiche Hilfe sind und einen vor Überlastung bewahrt, kann die gemeinsame Zeit durch einen "Bewegungsspielraum" im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung eingebauten Spielraum sehr viel stressfreier und genussvoller gestaltet werden.
Hier die Schlüssel für eine gelungene Elternkind-Beziehung: eine Spielecke in der Wohnung oder einem Spielbereich, den man mit der wachsenden Größe des Kindes, wie einen Tidenstand, erweitern kann, bis alle Regeln beherrscht werden, die man zu einer stressfreien gemeinsamen Zeit braucht.
Schlüssel 1 - Sichere Umgebung für Babys, Klein- und Kindergartenkinder
Die sichere Umgebung ist das A und O für eine gelungene Beziehung zum Kind. Diese kann eine Spielecke im Essbereich oder der der Küche sein, oder ein Teilbereich im Wohnbereich, der mit einem Spielgitter abgetrennt ist vom Rest. Hier ist die Umgebung gesichert. Küchenschränke sind mit Kindersicherung ausgestattet oder nur mit Plastikbehältern bestückt, d.h. Dingen die das Kind aus- und wieder einräumen darf. Kleinteile wie Stifte, Briefe, Vasen, Deko etc. ist nicht vorhanden. Aber Spielelemente und Kleinspielzeug im Interesse des Kindes sollte da sein und den Entwicklungsphasen des Kindes entsprechend ausgetauscht werden. Hier ist ein Bereich, in dem das Kind sich Zuhause fühlt. Der Boden sollte warm und nicht zu weich sein. Kein Zug und keine zu krelle Lichtquelle von oben sollten es empfindlich stören. Hier hat es alle Freiheiten und kann sich ungestört und sicher bewegen.
Schlüssel 2 - Aufmerksamkeit der Eltern
Ein Nest wird nur warm mit der Mama oder dem Papa darin. Das sollte uns klar sein. Deswegen ist es sehr zu empfehlen, mit dem Sprössling wärmende Momente in dem Kinderbereich zu genießen. Jeden Tag eine kleine Zeitlang mit dem Kind auf dem Boden, dort wo es seine Entwicklungsschritte macht, zu sitzen, und es liebevoll zu beobachten und ihm elterliche Wärme zu geben. Damit wird der Spielraum behaglich und lebendig und bleibt ein großartiges Zuhause. Das Kind wird ihn sehr gerne annehmen und auch alleine darin spielen, wenn die Eltern kochen oder waschen, andere Kinder versorgen oder anderweitig arbeiten müssen.
Schlüssel 3 - verlässliche und nicht zu viele Spielregeln
Wenn man frisch auf die Welt kommt ist alles neu. Wenn sich ein Baby unwillkürlich bewegt, sieht es Arme an sich vorbeisausen und bemerkt Schritt für Schritt, dass es diese auch kontrolliert steuern kann. So setzt sich nach und nach für das Baby durch physische Erfahrung die Welt um es zusammen. Zu jeder Bewegung, zu jedem Gegenstand, zu jedem Gegenüber gibt es eine Fülle von Gesetzmäßigkeiten und Regeln, die man einhalten muss. Zu jeder Tageszeit, zum Trinken, zum Essen, zum Schlafen....das ist ganz schön viel und alles auf einmal geht nicht, selbst bei der rekordverdächtigen Lerngeschwindigkeit von Babys, die im Laufe des Lebens immer mehr abnimmt.
Daher ist es nur von Vorteil, dem Kind nicht allzuviele neue Regeln gleichzeitig zuzumuten. Im Spielbereich sind die Regeln einfach und immer gleich: Ich bewege mich und klettere sicher. Ich tue niemandem weh. Meine Mama hört, wenn ich rufe und antwortet mir sofort, auch wenn sie nicht gleich kommt. Die Brillen bleiben auf den Nasen, die Haare werden nicht gezupft, nachdem man sie ein paar mal berühren und kennenlernen durfte. Ich kann meine Finger noch nicht schnell lösen, weil ich noch einen Klammergriff habe. Ich bekomme gesagt, wenn ich etwas loslassen soll und meine Hand wird sanft geöffnet oder ich kann sie langsam öffnen, wenn die Mama Zeit hat. Beim Wickeln lässt mir der Papa Zeit und spricht erst mit mir. So kann ich mithelfen und achte auf alles. Ich habe deswegen auch Zeit, meinen Kopf langsam zu heben, bevor mich meine Eltern aufnehmen. Dabei fühle ich mich immer sicher.
Die Zeiten in der normalen Umgebung, in der tausende Spielregeln gelten sollten kurz gehalten werden und sind immer noch lang genug: Beim Einkaufen, bei Freunden, auf der Straße, mit den großen Geschwistern. In der Küche, der Garage, auf dem Spielplatz... Da ist es klasse, wenn im Bad, im Spielbereich und im Schlafzimmer alles kindersicher ist.
Schlüssel 4 - entwicklungsgerechtes Spiel- und Klettermaterial
Es gibt eine Fülle von Spielzeugen, die auf den ersten Blick für Babys bis Kindergartenkinder geeignet sind und als eine Bereicherung erscheinen. Doch aufgepasst: nicht jedes Spielzeug ist optimal für jede Entwicklungsphase. Es gibt die Phasen, wo das Kind beginnt zu greifen, aber nur auf dem Rücken liegt und nichts Schweres auf sein Gesicht fallen soll, die Phase, wo es im Liegen und Rollen spielt und schon schwere sperrige Schöpflöffel gut und sicher untersucht, es gibt die Phase, wo es zu robben und krabbeln beginnt, und Autos und greifbare Bälle es zum Fortbewegen motivieren. Es gibt die Phase im Sitzen, wo es Stellen und Legen und Rollen üben kann und die Zusammengehörigkeit von Dingen begreift. Wie einer Plastikflasche, die es stellen kann und zu der ein Deckel gehört. Ein Schlüssel zum Schloss. Ein Papa zur Mama.
Oft wird auch die Holzeisenbahn geschenkt, wo ein Stapelturm oder Sachen zum Schütten, Schrauben, Schieben viel sinnvoller wären. Daher ist es sehr gut, sich ein bisschen im voraus einen raschen Überblick über die Baby- und Kleinkindzeit zu verschaffen. Einen sehr guten Überblick über Entwicklungsphasen und den dazugehörigen Spielsachen finden Sie im Blog oder in meinem Erziehungsratgeber 1x1 für Eltern mit Herz und Verstand.
Schlüssel 5 - gute Begleitung, die auch mal ruhig Nein und Halt sagt
Gute Begleitung ist einer der gute Laune hat und gute Nerven mitbringt. Dafür sollte man sich selbst große Wertschätzung entgegenbringen. Die Berufe mit den meisten Burnouts sind die sozialen und pädagogischen Betreuer. Also bedanken Sie sich bei sich und bei Ihren engsten Helfern. Es ist sehr heroisch den von der Arbeit heimkommenden Partner zu begrüßen: "Herzlich willkommen Zuhause, Schatz. Ruhe dich 10 Minuten aus. Ich hoffe, dass ich bis dahin hier mit den Kindern und dem vollen Herd überlebe...! Ich freue mich dann sehr auf deine Hilfe."
Dies bewahrt die Familie oft vor mitgebrachter Anspannung des außerhalb arbeitenden Partners, die er dann in den paar Minuten auf dem Balkon auslüften kann. So trägt er sie nicht in die Familie. Und der Part, der die Kinder hatte, wird dann liebevoller und gewappnet unterstützt. So greift eine Hand in die andere und der Unmut durch Überforderung wird von den Kindern ferngehalten. Danken Sie dem kinderbetreuenden Part aus ganzen Herzen für all die Liebe und Nerven, die dieser beim Kinder begleiten tagsüber gegeben hat und der oft Schlaf und Ausgleich wegen Überforderung braucht.
So gewappnet kann der Betreuer gut mit den Kindern umgehen. Er hat den 1001 Mal Job. Die Regeln hunderte mal geduldig zu wiederholen und das Baby oder das Kleinkind anzuleiten. Das Teller bleibt auf dem Tisch stehen. Der Brief gehört mir. Mit diesem Löffel essen wir nur. Wir klettern mit zwei Händen. Ich sichere dich um den Bauch. Halt, das Klopapier bleibt auf der Rolle. Den Ball kann man werfen. Die Holzkugel rollen wir nur. Den Haustürschlüssel brauche ich. Die Flasche stellen wir hin.
Schlüssel 6 - Gesunder und flexibler Rhythmus
Mit einem Baby scheint man erst mal alle errungene Pünktlichkeit aufgeben zu müssen. Wenn man aus der Tür will, ist die Windel zu wechseln. Das Baby schläft noch und der Termin ist in 20 Minuten. Durch den Schlafmangel zu spät morgens aus dem Bett und der ganze Tag schiebt sich nach hinten. Ruhig Blut, das ist bei jedem so. Aber nach einer Zeit stellt sich ein natürlicher Rhythmus heraus, dem es gut ist zu folgen.
Manche Schnupfen- und Fiebertage lassen so manchen Plan zwar wieder pausieren, aber dann ist es gut diesen natürlichen Schlaf- ,Trink- und Wachrhythmus wieder aufzunehmen. Bitte informieren Sie sich, wie Babys einschlafen lernen. Auch das aufs Klo gehen später ist von entscheidender Bedeutung und kann Ihnen Jahre ersparen, in denen Ihr Kind täglich nachts aufwacht, ins Bett macht und lange weint. All dies habe ich ihm 1x1 für Eltern sehr gut beschrieben.
Die wichtigsten Schlüssel für den täglichen Rhythmus mit Kindern ist abends zeitig den Tag zu beenden und in aller Ruhe das Schlafengehen und den Gang ins Bad zu erledigen, damit es nicht durch Reizüberflutung zu neurologischen Weinanfällen abends kommt, die dem Kind schlichtweg helfen, die Überforderung und den Stress abzubauen.
Für alle sonstigen Beziehungsprobleme sei gesagt, wenn Sie merken, dass sich irgendwo ein Verhalten einschleift und man immer am gleichen Problem herummacht, dann ist es gut, dem Kind zu einer Zeit Liebe und Zuwendung zu schenken, wenn beide fröhlich sind. Oft sucht man unbewusst nach Liebe, wenn das Bedürfnis danach durch Krisensituationen oder viel Arbeit nicht täglich voll aufgefüllt wurde. Oft entschärfen sich die Thematiken dadurch. Mehr Details dazu im Kleinen 1x1 für Eltern.
Das Eltern-Sein genießen - Jeden Tag ein bisschen Kinderglück garantiert
In dem Moment, in dem Sie sich ein wenig Zeit neben Ihrem Kind auf dem Boden in der Spielecke oder auf der Spieldecke neben dem Baby, schenken, schenken Sie ihrem Kind Wärme und zurückhaltende, nahe Beachtung. Es lebt auf und genießt diese Liebe, die ihm als Wachstumspotential dient. Ihnen schenkt dieser Moment, diese halbe Stunde mit ihrem Kind in Ruhe, ohne actionreiche Risiko- und Erklär-Manöver, Entspannung, Regeneration, Besinnung und Ausgleich. Sie harmonisieren sich. Sie erkennen, alle gehören dazu.
Der Blick auf das spielende Kind lässt Sie Lebensfreude empfinden und das Glück genießen, mit Ihren Lieben auf der Erde zu sein. Sie kontemplieren während Sie sich erholen und oft erkennt man im Spiel des Kindes, was es wirklich braucht, wo es oder alle zu kurz kamen, wie man Abhilfe schaffen kann. Die Lösung macht sich auf den Weg zu Ihnen in Ihnen. So werden aus unüberwindlich erscheinenden Problemen gemeisterte Herausforderungen und das Leben wird ein bisschen schöner. Alles Liebe Ihnen allen.
Bilder: Andrea Jacob
Wichtiger Hinweis: Die Bilder wurden während einer öffentlichen Veranstaltung aufgenommen. Es wurde der Fokus auf die Inhalte der Aktivitäten und der fachlichen Darstellung der Bewegungsabläufe gelegt. Dies berechtigt zur Verwendung. Nicht alle Personen sind namentlich bekannt. Wenn Sie sich auf den Abbildungen entdecken und dennoch eine Veröffentlichung nicht gut heißen, teilen Sie mir bitte kurz Ihre Einstellung bezügl. der Verwendung der entsprechenden Bilder mit. Ihrem Wunsch wird dann sofort nachgekommen. Dies ist ein Appel und gleichzeitig ein Dankeschön an alle, die helfen, dieses Wissen über die integere Bewegungsentwicklung der Kinder zugänglich zu machen.